„Diversity.Arts.Culture – Berliner Projektbüro für Diversitätsentwicklung“ – Nachbericht zur Eröffnung

 

Im Rahmen des 100-Tage Programms der Berliner Landesregierung eröffnete Kultursenator Klaus Lederer Mitte April „Diversity.Arts.Culture – Berliner Projektbüro für Diversitätsentwicklung“.

Ziel ist es, die gesellschaftliche Vielfalt im Berliner Kulturbereich abzubilden. „Vielfalt entscheidet – Diversity in Leadership“ hat das Projektbüro konzipiert und vorgeschlagen.

 

„Ich habe in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet, dass so viele Menschen hier sein werden“, sagte Kultursenator Klaus Lederer angesichts des vollen Zuschauerraums bei der Eröffnung des Projektbüros. Der Andrang zeige, dass das Thema Diversitätsentwicklung wichtig sei und sich immer mehr Menschen dafür stark machen. „Wir geben in dieser Stadt 400 Mio. Euro zur Förderung von Kunst und Kultur aus und stellen fest, dass sich die gesellschaftliche Vielfalt in diesem Bereich nicht widerspiegelt“, sagte Lederer und machte deutlich, dass sich dies ändern müsse.

Das Berliner Projektbüro für Diversitätsentwicklung als bisher bundesweit einzigartige Einrichtung soll den Weg zu dieser Veränderung ebnen. Daniel Gyamerah und Kwesi Aikins von „Vielfalt entscheidet – Diversity in Leadership“ haben die für das Projektbüro grundlegenden Handlungsempfehlungen zur Diversifizierung des Berliner Kultursektors erarbeitet. Auch die Einrichtung eines Projektbüros – in der Koalitionsvereinbarung noch unter dem Namen „Servicestelle Diversitätsentwicklung“ – hatte „Vielfalt entscheidet – Diversity in Leadership“ dringend empfohlen. Das Projektbüro wird Verwaltung und Kultureinrichtungen beratend begleiten und Empowerment-Prozesse aus unterrepräsentierten Communities unterstützen.

Bei der Einweihung des Projektbüros haben Daniel Gyamerah und Kwesi Aikins die wichtigsten Dos und Don´ts bei der Diversifizierung des Berliner Kultursektors vorgestellt. So ist es beispielsweise wichtig, dass Diversität als Leitungsaufgabe definiert wird und diverse Akteure nicht nur kurzfristig und auf unterster Hierarchieebene einbezogen werden. Dieser sogenannte Tokenismus ist nicht nachhaltig und hat oft bloßen Symbolcharakter oder dient der Imagepflege. Zudem wird gerade im Kulturbereich Diversität häufig mit Internationalität verwechselt bzw. gleichgesetzt. Dabei fördert das Anwerben von Spitzen-Personal aus dem Ausland zwar die Internationalisierung der Einrichtungen – allerdings wird das vielfältige, lokale Personal mit diasporischen Bezügen dabei oft vergessen. Zudem scheint es unabdingbar, Daten zu erheben, welche die Bedarfe neuer zu fördernder Zielgruppen und diskriminierende strukturelle Ausschlüsse sichtbar machen. Solche Gleichstellungsdaten geben unter anderem Auskunft darüber, ob bspw. People of Color in Personal, Programm und Publikum widergespiegelt werden. Außerdem erlaubt eine vertiefende anwendungsorientierte Forschung, bestehende Zugänge und Möglichkeiten der weiteren Öffnung zu identifizieren, um mehr Vielfalt im Kultursektor zu ermöglichen. Die Bedeutung der Erhebung von Daten hob auch Abid Hussain, Director Diversity, Arts Council England, in seinem Vortrag hervor: „Wir brauchen Daten. Sie zeigen uns, ob wir auf dem richtigen Weg sind oder nicht.“ Außerdem berichtete der Experte aus der Praxis in England. Dort sei man schon so weit, dass die Kultureinrichtungen, die Diversity nicht ernst nehmen, ihre staatliche Förderung gefährden.

In Berlin ist aber keine Quote geplant – in den nächsten Jahren wird sich zunächst zeigen, welche Kultureinrichtungen aus eigenem Interesse von der Förderung von Diversität überzeugt sind. Das neue Projektbüro wird sich 2017 zunächst verstärkt der Bedarfsermittlungen und der Grundlagenforschung widmen, um den Kulturinstitutionen im kommenden Jahr konkrete Maßnahmen anbieten zu können.

Wir freuen uns, interessierte Akteur*innen weiter bei Inklusionsprozessen zu beraten. Unsere ausführliche Expertise und Handlungsoptionen zur Diversifizierung des Berliner Kultursektors finden Sie hier.

 

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