Vielfalt im Film

Bei "Vielfalt in Zahlen - wie man Diskriminierung misst" sprechen wir über alles rund ums Thema ADGD – "Antidiskriminierungs- und Gleichstellungsdaten" - die Kernarbeit von "Vielfalt entscheidet - Data for Equity". Jeden Monat gibt es eine neue Folge.

In der ersten Folge interviewt unsere Moderatorin Thao Tran Dr. Lina Vollmer (Projektleitung von "Vielfalt entscheidet") und Juan Vivanco (wissenschaftlicher Mitarbeiter bei "Vielfalt entscheidet"). Es geht darum, wie Daten beim Abbau von Diskriminierung und Rassismus helfen können. Folgende Fragen werden beantwortet: Was und wofür sind ADGD, Wie tragen ADGD zum Abbau von Diskriminierung bei und wie wird Diskriminierung gemessen?

Wie divers ist die deutschsprachige Film- und Fernsehbranche? Wer ist wie repräsentiert und wer nicht? Welche Ausschlüsse und prekäre Arbeitsverhältnisse gibt es und wie können wir die Entwicklung eines inklusiven Arbeitsumfeldes in der Filmbranche vorantreiben? Die Initiative und Onlinebefragung Vielfalt im Film (ViF) war die erste umfassende Erhebung von Antidiskriminierungs- und Gleichstellungsdaten in der deutschsprachigen Film- und Fernsehbranche. Über 6.000 Filmschaffende in ihren 440 Berufen nahmen an der Online-Umfrage teil. Damit liegen nun erstmals umfassende Daten zu ihren Erfahrungen bzgl. Vielfalt und Diskriminierung vor und hinter der Kamera vor. Die Ergebnisse von Vielfalt im Film deuten darauf hin, dass Diskriminierung die deutsche Filmbranche durchzieht und die Teilhabe von Filmschaffenden mit unterschiedlichen Vielfaltsbezügen einschränkt. Die Umfrage lief von Mitte Juli bis Ende Oktober 2020.

 

„Vielfalt ist eine Bereicherung für Alle und besonders in der Filmbranche ist ihre Repräsentanz relevant – für den Erfolg der Produktionen, für das Selbstverständnis des Publikums und die Entfaltung künstlerischer Freiheit“, so Martin Wilhelm, Geschäftsführer von Citizens For Europe gUG (CFE). Es ist zentral, dass die Vielfalt der Gesellschaft sich vor und hinter der Kamera wiederfindet, dass alle, die Filmförderung durch Steuergelder, Rundfunkbeiträge und Filmabgaben mitfinanzieren, sich auch in den entstehenden Produktionen repräsentiert sehen.“

Das  Filmgeschäft ist von wirtschaftlichen Interessen, prekären Arbeitsbedingungen und Diskriminierung geprägt. Bereits vor der #MeToo-Debatte wurde in einer Befragung „GENDER UND FILM“ unter Filmschaffenden im Jahr 2016 Diskriminierung aufgrund von Geschlecht als zentrales Problem in Deutschland benannt. Seitdem ist die Debatte dringlicher geworden: Initiativen wie ProQuote Film, aber auch Selbstorganisationen von Gruppen mit Rassismuserfahrung sowie Vertretungen von Menschen mit Behinderung/Beeinträchtigung kritisieren die Marginalisierung von Frauen, Menschen mit Behinderung, aus LGBTIQ* Gemeinschaften, Menschen mit Rassismuserfahrung, mit benachteiligten sozialen Status sowie aus den Ost-Bundesländern im Filmgeschäft.

 

Die erste umfassende Befragung in der deutschsprachigen Film- und Fernsehbranche.

Mit dem Ziel in der Film- und-und Fernsehbranche einen Beitrag zur Entwicklung eines inklusiven, gerechten und wertschätzenden Arbeitsumfelds zu leisten, hat ein breites Bündnis zivilgesellschaftlicher, privater und öffentlicher Organisationen die Initiative Vielfalt im Film (ViF) ins Leben gerufen. „Die Förderung von Vielfalt ist ohne den Abbau von Diskriminierung nicht zu erreichen und der Abbau von Diskriminierung ohne eine fundierte Erhebung von Diskriminierungserfahrungen und deren strukturelle Dimension kaum möglich. Wir brauchen aussagekräftige Daten über die Gesamtsituation“, betont Daniel Gyamerah, Bereichsleiter unseres Bereich Advocating for Inclusion.

Wer ist vertreten? Wer fehlt? Wie häufig sind welche Formen von Diskriminierungen? Zum ersten Mal wurden über 30.000 Filmschaffende im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich und der Schweiz) befragt, welche Perspektive und Erfahrungen sie in Bezug auf Chancengerechtigkeit, Vielfalt und Diskriminierung haben. Die Onlinebefragung stützte sich auf die Expertise und vielfältige Erfahrungen der Filmschaffende. Es gab daher Fragen zum Arbeitsklima, zur Berufssituation vor und hinter der Kamera, Fragen zu ihrer Einschätzung von Maßnahmen zur Förderung von Gleichstellung, Inklusion und der Berücksichtigung des Lebensalters. Außerdem wurden die Befragten dazu eingeladen, sich über etwaige eigene Diskriminierungserfahrungen entlang aller Vielfalts- und Diskriminierungsdimensionen des Allgemeinen Gleichstellungsgesetzes (AGG) zu äußern – also in Bezug auf das Geschlecht, ethnische Herkunft/rassistische Diskriminierung, Alter, Behinderung, sexueller Identität, Religion oder Weltanschauung – sowie zusätzlich in Bezug auf den sozialen Status und eine westdeutsche/ ostdeutsche Sozialisation. 

 

Empfehlungen für den Abbau von Diskriminierungen

Die Befragung wurde von Citizens For Europe gUG (CFE) unter Nutzer*innen von CrewUnited durchgeführt, zusammen mit den Initiator*innen von Vielfalt im Film konzipiert und u.a. durch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes gefördert. Wissenschaftlich betraut mit der Befragung war das Vielfalt-entscheidet-Team von CFE.

Auf der Grundlage der Ergebnisse wurden geeignete und gezielte Maßnahmen zur Inklusion, zur Verbesserung der Chancengerechtigkeit und des Arbeitsklimas vorgeschlagen. Die Empfehlungen wurden der Politik und Hauptakteuren der Filmbranche zur Verfügung gestellt, damit sie die Expertise und Einblicke aus dem Arbeitsalltag der Filmschaffende als Ressource für strategische Entscheidungen nutzen, um Diskriminierung abzubauen und ein gerechtes und wertschätzendes Arbeitsklima zu fördern. 

Vielfalt im Film wurde unter anderem durch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes finanziell unterstützt.

https://vielfalt-im-film.de/

 

 

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